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30.06.2023

Teil 2 der unglaublichen Geschichte des Gevelsberger Stadtzeichens

Teil 2 der unglaublichen Geschichte des Gevelsberger Stadtzeichens

Was würde Janusz Hajduk-Gubalke wohl sagen, wenn er heute nach Gevelsberg kommen würde? Was würde der Künstler denken, wenn er aufnehmen könnte, was aus dem Stadtzeichen geworden ist, das er als 33-jähriger Student geschaffen hat? Würde er sich darüber freuen, dass sein Werk sogar das Wappen von Gevelsberg in den Schatten gestellt hat? Würde er sich ärgern, dass die Menschen nur einen Teil seiner zweiteiligen Skulptur wahrnehmen? Kann er sich freuen, dass ein Modell des Stadtzeichens nun in der Partnerstadt Vendôme als Zeichen der Freundschaft steht? Wir wissen es nicht, denn seine Spur hat sich verloren.

„Wir haben versucht, Kontakt mit Janusz Hajduk-Gubalke aufzunehmen“, sagt Thorsten Prinz, unter anderem verantwortlich für Kultur im Gevelsberger Rathaus. In den Nachschlagewerken ist nur vermerkt, dass Hajduk 1955 geboren wurde und in Düsseldorf gewohnt hat. Herr Prinz, der auch im Heimatverein aktiv ist: „Es gibt Hinweise darauf, dass Hajduk-Gubalke nach Südafrika ausgewandert ist.“ Aber, dort verliert sich erneut seine Spur.

Einer, der die Dimensionen des Werkes von Janusz Hajduk-Gubalke und die Bedeutung der Geschichte des Spenders Wasyl Seniw sofort erkannt hat, war der damalige Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau. „Einer, der vor dem Krieg nach Deutschland flüchtete, aus Dankbarkeit der Stadt ein Wahrzeichen stiftete. Im Gegensatz dazu der immer stärker aufkommende Fremdenhass. Johannes Rau erkannte sofort, dass diese Geschichte über die Grenzen der Stadt ausstrahlen musste“, erinnert sich Rüdiger Frohn. Der Gevelsberger leitete später für Rau die Staatskanzlei in Düsseldorf und später das Bundespräsidialamt in Berlin. Die Landesregierung unterstützte das Vorhaben mit Mitteln aus der Städtebauförderung. Für Rau selbst war es keine Frage: Er wollte die Festrede zur Übergabe halten.

Natürlich gab es unter den Bürgern der Stadt auch Vorbehalte gegen den Einzug von moderner Kunst so unübersehbar am Nirgena. „Geholfen hat uns sicher auch, dass Ministerpräsident Johannes Rau die Monumente in einer begeisternden Rede der Öffentlichkeit übergeben hat“, analysierte der frühere Stadtdirektor Volker Stein später. Bereits 1992 wurde die „Harfe“ als neues Stadtzeichen offiziell vom Gevelsberger Rat ausgewählt – als Symbol für eine Kommune, die mit der Zeit geht.

Jeder Brief aus dem Rathaus, offizielle Schilder der Stadt und vieles mehr zeigen die Grafik des Stadtzeichens. Der zweite Teil des Wahrzeichens der Stadt steht unter Bäumen im Stadtgarten. Es ist sozusagen eine Art Eingangstür in der Verlängerung der eigentlichen Harfe und eine mysteriöse Sonnenuhr, eine Anspielung auf die Rätsel der Erde. Nur wenige wissen, dass die beiden Teile eigentlich untrennbar zusammengehören. Deutlich wird das nur durch die Skizzen des Künstlers, die teilweise am Eingang zum Rathaus an der linken Wand wiedergegeben werden. Dort ist auch noch das eigentliche Wappen von Gevelsberg abgebildet, die Stadtharfe selbst symbolisiert lediglich die Stadtverwaltung und ist darüber hinaus in deren Verwendung geschützt.

Und seit in diesem Jahr 50 Jahre Freundschaft mit der französischen Partnertstadt Vendôme gefeiert wurde, ist die Bedeutung des Stadtzeichens noch gestiegen. Ein Modell der „Harfe“ war das Gastgeschenk, das die Gevelsberger zur Feier überreichten – das Symbol einer außergewöhnlich engen Freundschaft zweier Kommunen. Der Gevelsberger Kunstschmied Ansgar Genatowski hat dieses Modell geschaffen.

Übrigens: Den zweiten Platz bei dem Wettbewerb um die Verwendung der Spende von Wasyl Seniw hat der Japaner Yoshiaki Watnabe erreicht. Seine „Zeitschichten“ sind an der Ecke Wasserstraße/ Großer Markt zu sehen. Dazugehörende Zeichnungen befinden sich ebenfalls im Rathaus. Dem großzügigen Gönner überreichte der damalige Bürgermeister Helmut vom Schemm einen Wappenteller von Gevelsberg, verbunden mit der großen Dankbarkeit von Rat, Verwaltung und Bürgerschaft.

Start einer kleinen Serie
Die Geschichte des Gevelsberger Stadtzeichens – das eigentlich „Seniw“ nach seinem Spender getauft wurde - ist damit nicht beendet. In lockerer Folge stellen wir Ihnen im Rathaus-Blog aber auch weitere Kunstwerke vor, die in der Stadt zu sehen, deren Bedeutung jedoch oft nicht bekannt sind.

Fotos gesucht
Das „Stadtzeichen“ ist eines der am meisten fotografierten Motive in Gevelsberg. Auch Hochzeitsbilder wurden mit dem Wahrzeichen im Hintergrund gemacht. Haben Sie ein Foto für uns? Zum Beispiel auch von der feierlichen Einweihung? Senden Sie es uns gerne per E-Mail (bdb@stadtgevelsberg.de) zu.