Sprungziele
Seiteninhalt
07.09.2023

Kunst im Schatten: Skulpturen von Prof. Karl-Henning Seemann

Kunst im Schatten: Skulpturen von Prof. Karl-Henning Seemann

Kunst im öffentlichen Raum hat in Gevelsberg eine lange Tradition. Den Werken am Wegesrand soll der Mensch in seinem Alltag begegnen. Der Rathaus-Blog stellt in loser Reihenfolge diese Kunst vor, die eigentlich von großer Bedeutung ist. Nach dem Stadtzeichen geht es nun um Werke eines der gefragtesten Künstler seiner Zeit: Prof. Karl-Henning Seemann.

Es ist schon seltsam: Karl-Henning Seemann war ein Bildhauer, der Aufsehen erregte. Vier seiner Skulpturen sind in Gevelsberg zu sehen und quasi ein echter Geheimtipp. In der sonst allwissenden Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ sind sie nicht zu finden, sondern nur in seiner Werkschau verzeichnet.

Ganz anders ist das zum Beispiel in Düsseldorf. Dort streiten sich zwei Herren in der Fußgängerzone der Altstadt. Die Plastik „Auseinandersetzung“, die den Generationskonflikt aufgreift, ist eine der am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten in der Rheinmetropole. Touristen mischen sich in den Streit ein. Die Stadt macht damit Werbung. In Gevelsberg begrüßt seine „Dreifigurengruppe“ im gläsernen Atrium des Rathauses praktisch die Besucher, während „Die Liegende“ vor der Stadtbücherei zu finden ist.

Der „Reiterkampf“ steht in der Grundschule Am Strückerberg. In guter Tradition der Ausstattung von Schulen in umliegenden Großstädten mit guter Kunst, wurde auch hier ein Kunstwerk angekauft, das den Schülerinnen und Schülern die Kunst näherbringt und gleichzeitig ein Wert geschaffen, der über Jahrzehnte bestehen bleibt. „Die Artistengruppe“ oder „Eine Generation trägt die andere“, wie der Titel noch auf der Rechnung lautete, findet sich am Schulzentrum-West. Seit dem Jahre 1984, sieben Jahre nach der Aufstellung, ist die Skulptur das Logo der örtlichen Hauptschule. Eine Delegation von Rat und Verwaltung hatte das Werk im Seemann-Atelier begutachtet. Der Kauf wurde dann bei einem Preis von 50.000 D-Mark plus Mehrwertsteuer beschlossen. Der Künstler warnte die Stadt schon damals vor steigenden Bronzepreisen. Weitere Abgüsse, was bei solchen Werken durchaus üblich ist, sind in Würzburg, Aachen oder Salzgitter zu finden.

Seemann selbst war es alles andere als egal, wie es seinen Gevelsberger „Kindern“ geht. „Der Professor hat mich noch kurz vor seinem Tod angerufen und sich nach seinen Arbeiten erkundigt“, erinnert sich Thorsten Prinz, im Gevelsberger Rathaus unter anderem für die Kultur zuständig und nebenbei einer der Chronisten der Stadt. Prof. Seemann ist im Januar dieses Jahres in seiner Heimatstadt Löchgau gestorben.

Das Geheimnis, wie es zur Zusammenarbeit mit der Stadt Gevelsberg kam, hat der Kunstprofessor mit ins Grab genommen. „Nach meiner Erinnerung galt Prof. Seemann in den Kreisen der Stadtverwaltung als Freund des ehemaligen Stadtdirektors Gerhard Borgemeister, der von 1969 bis 1981 im Amt war. Warum das so war, kann ich allerdings nicht sagen. Meines Wissens leben auch alle Beteiligten nicht mehr. Möglicherweise rührt das von dem Bau des Rathauses her, da der damalige Beigeordnete Borgemeister auch Dezernent für das Bauamt war“, spekuliert Gevelsbergs Stadtarchivar Detlef Raufelder. Auf jeden Fall scheint die künstlerische Geschäftsbeziehung von längerer Dauer gewesen zu sein. Das erste Seemann-Werk stammt aus dem Jahr 1964, das letzte aus 1977.

Karl-Henning Seemann wurde 1934 in der Hansestadt Wismar geboren. Er war Professor an der Fachhochschule Aachen sowie an der Staatlichen Akademie für bildende Künste in Stuttgart. Neben Skulpturen hat er auch eine große Zahl von eindrucksvollen Brunnen geschaffen, die über ganz Deutschland verteilt sind.