Sprungziele
Seiteninhalt

Eine starke Kooperation für die Rettung der Kitze vor dem Mähwerk

Eine starke Kooperation für die Rettung der Kitze vor dem Mähwerk

„Das Tierwohl steht im Mittelpunkt“ – diesen Satz wiederholt Björn Heidemann von der Gevelsberger Feuerwehr an diesem Abend oft bei seiner Bilanz. Eine starke Kooperation von Hegering, Revierinhabern, Jägern und eben der Feuerwehr hat sich in Gevelsberg zusammengetan, damit keine Rehkitze mehr beim Abmähen von Feldern durch die Bauern ums Leben kommen. In der neuen Wache der Wehr am ehemaligen Bahnhof Haufe bedankte sich Bürgermeister Claus Jacobi bei Wehrleiter Falk Ramme, der das Projekt erst ins Rollen brachte, sowie bei allen Beteiligten, die ihre Freizeit für diese Aufgabe opfern.

Besonderer Grund zur Freude: Dank Fördermitteln konnte eine neue Drohne im Frühjahr 2024 für den Hegering Gevelsberg beschafft werden. Die neue Drohne hat viele technische Neuerungen, die dem Piloten das Fliegen und Suchen erleichtern. Und so flog sie in diesem Frühjahr fast lautlos über die Felder der Gevelsberger Landwirte. „Früher konnten wir nicht über 40 Meter in die Höhe gehen, um ein Kitz mit der Wärmebildkamera zu erfassen, heute sind es 80 Meter und wir haben ein noch deutlicheres Bild als zuvor“, erklärt Björn Heidemann, Leiter der Fachgruppe Drohne bei der Gevelsberger Feuerwehr. „Wir können auch einen Bereich näher heranzoomen. Das erspart das mühsame ab- und wieder aufsteigen. Eine Zeitersparnis, die die Kitzsuche deutlich effizienter macht und den ehrenamtlichen Helfern viel Zeit spart.“ Außerdem würde die neue Generation von Batterien wesentlich längere Einsätze möglich machen als die alte.

Die neue Drohne mit der herausragenden Technik konnte der Hegering durch einen 80-prozentigen Zuschuss des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) NRW finanzieren.

Das Besondere: Bürgermeister Claus Jacobi und Wehrleiter Falk Ramme initiierten als aktive Waidmänner 2023 eine Kooperationsvereinbarung zwischen Hegering und Feuerwehr.

Deren Inhalt: Die Feuerwehr sichert den Betrieb und die Wartung der Technik. Jeder Bauer, der sein Feld mähen will, kann um eine Kontrolle bitten. Die Frauen und Männer der freiwilligen Wehr rücken dann in den frühen Morgenstunden aus, um die Drohne fliegen zu lassen. Wenn sich die Luft im Laufe des Tages auf weit über 20 Grad erwärmt, wird es selbst für eine Hochleistungs-Drohne schwer, ein Kitz, dass sich versteckt, im hohen Gras ausfindig zu machen.

„Unsere Aufgabe ist es, das Tier zu finden. Für die Aufnahme des Kitzes und seiner Versorgung gibt es andere, die eher die Experten sind. Entweder sind die Jagdpächter vor Ort und sichern die Kitze oder der Landwirt, dem das Feld gehört, beteiligt sich an der Kitzsicherung“, so die Drohnengruppe der Feuerwehr. „Ein Kitz sollte man niemals mit bloßen Händen anfassen, denn das bedeutet den sicheren Tod, weil die Mutter den fremden Geruch erkennt und es dann ablehnt.“ Das gelte nicht nur bei der Rettungsaktion, sondern auch für Spaziergänger im Wald, die auf den Nachwuchs stoßen.

In diesem Jahr ist Petrus der größte Verbündete der Tierschützer gewesen. Durch das nasse Wetter konnte auf den Feldern nicht gemäht werden: „Als sie dann gemäht werden konnten, waren die Kitze bereits so groß, dass sie selbst einen Fluchtinstinkt entwickelt hatten.“ Insofern fällt die diesjährige Bilanz im Bereich der Kitzrettung – witterungsbedingt – geringer aus.

Aber, es gab auch Tage, an denen fünf Termine auf einmal koordiniert werden mussten. Mit der alten Technik sei diese Aufgabe nicht zu bewältigen gewesen. Für die Drohnengruppe ist der Einsatz nicht allein Dienst am Tier: „Wir verschaffen uns damit Routine für den Einsatz der Drohnen, wenn zum Beispiel nach Menschen gesucht werden muss. Es ist schon realistischer und motivierender ein Kitz zu retten, als eine Wärmflasche in das Feld zu werfen, auf die die Wärmebildkamera reagiert. Und gleichzeitig erfüllen wir damit eine Aufgabe, die uns wirklich sehr am Herzen liegt.“

Claus Jacobi dankte den Anwesenden nicht nur als Gevelsberger Bürgermeister, sondern auch als leidenschaftlicher Waidmann für die Arbeit, bei der in dieser Saison mindesten 13 Tieren das Leben gerettet werden konnte. „Es ist immer wieder beeindruckend und auch schön zu erleben, wie sich Menschen mit den unterschiedlichsten Interessen zusammentun, um eine Aufgabe zu lösen. Hier haben wir ein Musterbeispiel dafür.“ Um das harmonisch zu unterstreichen, waren die Jagdhornbläser mitgekommen und gaben auf der Terrasse der neuen Feuerwache eine kurze Kostprobe ihres Könnens und der jagdlichen Tradition zum Besten. Bei kühlen Getränken und Grillgut wurden dann Erfahrungen ausgetauscht und die Gevelsberger Kooperation zwischen Hegering, Jägern und Drohnengruppe in Gesprächen vertieft.

08.08.2024