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20 Jahre Freundschaft mit Butera: Ein Gastarbeiter als Zeuge der Geschichte

20 Jahre Freundschaft mit Butera: Ein Gastarbeiter als Zeuge der Geschichte

Es ist ein runder Geburtstag. 20 Jahre ist es her, dass die Städte Butera auf Sizilien und Gevelsberg in Westfalen Freunde geworden sind. Die Party steigt diesmal in Italien. 85 Vertreter von Vereinen, Politik, Kirchen und Verwaltung reisen an Fronleichnam zum äußersten Süden Italiens. Sie bringen ihren Freunden nicht nur eine Menge guter Wünsche, sondern auch einen ganz speziellen Gastarbeiter mit. Eine Figur, die die Partnerschaft zwischen den beiden Städten symbolisiert.

Italienische Gastarbeiter wurden einst von Gevelsberger Industriellen in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf Sizilien, speziell in Butera, angeworben. Einige sind geblieben und haben ihre Familien nachgeholt, andere sind in ihre warme Heimat zurückgekehrt. Anlässlich des anstehenden Jubiläums reist ein „Gastarbeiter“, erschaffen von den Wittener Künstlerinnen Christel und Laura Lechner, in die umgekehrte Richtung gen Butera. Mit ihren „Alltagsmenschen“ an der Ennepe, in der Fußgängerzone, vor der VHS und an anderen zentralen Stellen haben die beiden prominenten Bildhauerinnen die Gevelsberger verzaubert. Das Gastgeschenk ist also in doppelter Hinsicht – als Symbol der gemeinsamen Geschichte und als Souvenir von der Ennepe – ein Botschafter der Städtepartnerschaft.

Die Lechner-Figur ist aber nicht alles, was die heimische Delegation mit in den Süden bringt. „Vor zehn Jahren hatten wir bei den Feierlichkeiten mit frisch gebackenen Waffeln einen großen Erfolg bei den Buteresis. Es ist eine deutsche Spezialität, die sie im Süden nicht kannten. Diesmal bieten wir Currywurst an“, verrät Marco Marcegaglia, der zusammen mit Abteilungsleiter Thorsten Prinz die Reise der Delegation mit Bürgermeister Claus Jacobi an der Spitze seit über einem Jahr im Rathaus vorbereitet.

Nicht nur die beiden Organisatoren freuen sich auf die Reise, sondern auch ihre Gastgeber, die sich im Endspurt der Vorbereitungen zu einem Fest mit viel südlicher Lebensfreude befinden. „Vor zehn Jahren haben sich auf der Piazza 1.000 bis 1.500 Menschen getroffen, um mit uns den Jahrestag der Städtepartnerschaft zu feiern“, erinnert sich Marcegaglia. Wie auch bei den beiden Partnerschaften mit Sprottau in Polen und Vendôme in Frankreich teilen sich die Städte die Organisation der Feierlichkeiten. In Gevelsberg wird dann mit den Italienern in fünf Jahren zum 25. Jahrestag gefeiert.

Zur Delegation wird natürlich auch Alt-Bürgermeister Dr. Klaus Solmecke gehören. Er unterzeichnete am 8. Mai 2004 mit seinem damaligen italienischen Amtskollegen Dr. Aldo Scichilone auf der Bühne in der Aula des Schulzentrums West die Partnerschaftsurkunde. Kaum einer freute sich darüber so sehr, wie Don Cataldo, inzwischen schon legendärer geistlicher Vater der Italienischen Mission in Gevelsberg. Der Pater trug maßgeblich zur Begründung der Partnerschaft bei. Die frühere Zweckbeziehung von arbeitslosen Arbeitern und händeringend nach neuen Kräften suchenden Industriellen hatte sich zu einer Freundschaft der Menschen beider Länder gewandelt. Die Partnerschaftsurkunde war der äußere Beweis dafür. Damals hatte sich schon eine beachtliche Zahl von Italienern dazu entschlossen, für immer in Gevelsberg zu bleiben.

Auch weil die Post immer die Überbringerin der Nachrichten aus der Fremde in die Heimat gewesen ist, hat das Forum Philatelie und Postgeschichte der Zukunftsschmiede Gevelsberg e.V. – Verein der Lokalen Agenda 21 zu dem Jubiläum eine Sonderpostkarte herausgebracht. Nach Deutschland werden einige Ansichtskarten mit Urlaubsgrüßen zurückkommen, da „einige Teilnehmer der Delegation noch ein paar Tage unter südlicher Sonne dranhängen“, so Marco Marcegaglia. Butera ist eben immer eine Reise wert – nicht nur wegen der großen Gastfreundlichkeit.

25.04.2024