Eigene Hochzeit als Maßstab: Vanessa Kornowski ist neue Standesbeamtin
Eigene Hochzeit als Maßstab: Vanessa Kornowski ist neue Standesbeamtin
Vanessa Kornowski hat gerne geheiratet. Die 28-Jährige verheiratet aber auch mit großer Freude. Sie ist seit diesem Sommer neben Susanne Mariniok eine von zwei hauptamtlichen Standesbeamtinnen im Gevelsberger Rathaus.
Die beiden Frauen, bei denen die Fahrt in den Hafen der Ehe sozusagen beginnt, erkennt der Besucher schon äußerlich, wenn man ins Rathaus kommt. Sie sind für den festlichen Anlass immer schick gekleidet. Die Kleidung beweist: Die Frauen sind sich der Wichtigkeit ihrer Aufgabe bewusst. Eigentlich müsste das Brautpaar die entscheidenden Fragen einfach nur mit einem nüchternen „Ja“ beantworten, ein Dokument unterschreiben und schon wäre die Ehe besiegelt. Das ist in gewisser Weise die Pflicht. Es liegt aber an der Kür, ob die Hochzeiter später von einer „schönen Trauung“ sprechen.
Vanessa Kornowski hat vor acht Jahren ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Gevelsberg begonnen. Im Anschluss daran arbeitete sie im Bürgerbüro und bereitete sich dort für eine Laufbahn im gehobenen Dienst vor und wurde schließlich „Sonnenscheinstandesbeamtin“. Diese arbeiten nicht nur bei schönem Wetter, sondern vertreten die Standesbeamtinnen, wenn Not an der Frau ist. Fünf gibt es davon in Gevelsberg. Seit dem 1. Juni ist Vanessa Kornowski sozusagen Profi: Hauptamtliche Standesbeamtin. „Die Trauungen sind natürlich das Schönste an dieser Aufgabe. Das Bearbeiten von Geburten und Sterbefällen gehört aber auch dazu.“
Ein halbes Jahr vor der geplanten Trauung melden sich die zukünftigen Eheleute bei ihr. „Ich habe Paare getraut, die ganz alleine zu mir gekommen sind. Trauzeugen werden ja nicht mehr gebraucht. Das war sehr intim und romantisch“, sagt die Standesbeamtin. Sie habe die Ehe aber auch schon vor einer bis auf den letzten Platz gefüllten Kornbrennerei geschlossen. Sie stört es nicht, wenn sie immer wieder bei ihrer Arbeit fotografiert wird: „Professionelle Fotografen bemerke ich kaum. Nur, wenn alle ihre Handys zücken, finde ich es schade, wenn der Moment nicht mehr so genossen werden kann.“
In ihrer Rede geht Vanessa Kornowski auf die Brautleute ein, für welche Werte sie sich einsetzen und wie sie sich kennen und lieben gelernt haben, zum Beispiel in einem Urlaub. „Für solche Reden gibt es schlaue Bücher, aber ich finde es besser, eigene Worte zu finden, hinter denen ich persönlich stehe.“ Das Gerüst bilden für sie zwei Ansprachen an das Brautpaar, die sie sorgfältig formuliert hat: „Einmal geht es um das kleine Wörtchen ,ja‘ und bei der anderen um das Glück.“
Etwa 150 Ehen werden pro Jahr in Gevelsberg geschlossen. Das ist nur an zwei Orten in der Stadt möglich: „Im Trauzimmer im Rathaus und in der Kornbrennerei an der Elberfelder Straße.“ Wer sich in einem anderen Ort trauen lassen will – etwa auf einer Nordsee-Insel oder einem Alpen-Dörfchen – kann sich bei den Standesbeamtinnen eine Bescheinigung abholen. Die eigentliche Zeremonie dafür findet aber auch dort nur an vorher bestimmten Orten statt und auch nur bei den für den Standesamtsbezirk tätigen Standesbeamtinnen und Standesbeamten. Sie selbst ist für den Standesamtsbezirk Gevelsberg zuständig.
Vanessa Kornowski selbst und ihr Ehemann Lutz hatten sich für ihre offizielle Bindung die Kornbrennerei ausgesucht: „Wir haben uns auf der Kirmes kennengelernt, da war das eine Selbstverständlichkeit.“ Lutz Kornowski ist immerhin der Hammerschmied, also die Symbolfigur des großen Gevelsberger Volksfestes und hat auch in dieser Funktion seine Frau an der Seite. Standesbeamter war ihr Chef im Bürgerbüro, der ehemalige Ordnungsamtsleiter und somit „Kirmeschef“ Arnim Schäfer. Kein Wunder, dass das Erlebnis der eigenen Hochzeit für Vanessa Kornowski beruflich ein Ansporn ist.