Hochzeit in Corona-Zeiten: Wenn das Jawort zum ganz privaten Moment wird
Seit zwei Jahrzehnten schließt Susanne Mariniok Ehen in Gevelsberg. Der Gang zum Standesamt hat sich in Corona-Zeiten verändert. Das muss kein Nachteil sein, meint sie. „Ich bin immer noch überrascht, wie schön es ist, wenn in diesen Zeiten das Jawort zu einer rein privaten Angelegenheit wird. Zu mir ins Trauzimmer dürfen im Augenblick nur Braut und Bräutigam. Sie sind im hier und jetzt angekommen“, sagt Susanne Mariniok. Das Jawort sei damit ein intimer Augenblick zwischen zwei Menschen, ohne Ablenkung durch Verwandte, Freunde und Fotografen. Es gibt Liebende, die sich darüber freuen, dem Trubel um ihre Eheschließung so entkommen zu sein.
„Wer allerdings immer von einer großen und pompösen Trauung mit zahlreichen Gästen geträumt hat, der muss natürlich warten“, sagt die Standesbeamtin. Die Zahl ist in Gevelsberg stattlich. In den beliebten Hochzeitsmonaten Mai und Juni werden sich 45 Prozent weniger Paare das Jawort geben als in den Zeiten vor Corona.
Für die Zeremonie hat sich Susanne Mariniok eine Maske mit kleinen roten Herzen zugelegt. Seit nur noch der medizinische Mundschutz erlaubt ist, trägt die Beamtin entweder eine zweite Maske darunter oder einen schwarzen FFP2-Schutz. Auch das Brautpaar kommt maskiert, trotz des Glasschutzes auf dem Schreibtisch im Standesamt. „Das Jawort ist aber ein emotionaler Augenblick, da kommt es auch auf die Mimik an. Da erlauben wir, für einen Moment die Maske abzulegen“, so Mariniok. Und auch den Kuss nach dem „Ja“ darf es im Standesamt natürlich unmaskiert geben.
Obwohl in Corona-Zeiten das Paar unter sich ist, bleibt es ein feierlicher Augenblick: „Die Menschen kommen schick wie immer zu uns. Einige Frauen tragen sogar Brautkleider, obwohl es nicht in die Kirche geht.“ Während im intimen Trauzimmer im Rathaus nur das Brautpaar und die Standesbeamtin beim Jawort dabei sein dürfen, hat die Stadt in der Alten Kornbrennerei die Möglichkeit geschaffen, auch in Corona-Zeiten noch bis zu sieben Gäste dabei zu haben, erklärt Arnim Schäfer, Leiter der Abteilung Allgemeine Ordnungsangelegenheiten und Bürgerdienste im Rathaus.
Erlaubt sind in Gevelsberg nur Trauungen im entsprechenden Zimmer des Rathauses oder in der stillgelegten Schnapsfabrik. Diese beiden Orte sind dafür speziell gewidmet. Das ist die Voraussetzung dafür, dass hier offizielle Ehen geschlossen werden können. Ein Jawort unter der Birke im eigenen Garten darf es deshalb leider nicht geben.
Auch wenn es die große Party in der Gaststätte oder im Restaurant in Zeiten der Pandemie nach der Hochzeit nicht geben darf, so gibt es doch mit ein wenig Fantasie Alternativen dazu. Paare freuen sich zum Beispiel über ein spezielles Hochzeitsessen in den einfallsreich dekorierten eigenen vier Wänden oder als Picknick vor dem heimischen Blumenbeet, mit viel Liebe zubereitet von einem der Gevelsberger Gastronomen. So gibt es für die frisch Vermählten direkt nach der Trauung ein paar romantische Stunden, die dem Ereignis einen ganz außergewöhnlichen Charme verleihen.
Noch einmal zurück ins Trauzimmer. Hat Susanne Mariniok, eine von zwei hauptberuflichen Standesbeamtinnen in Gevelsberg, ihre Ansprache an das Brautpaar in Pandemie-Zeiten geändert? „Ich nehme das Wort Corona absichtlich nicht in den Mund. In der Einleitung gehe ich aber darauf ein, dass sich Vieles auf der Welt geändert hat.“ Wenn die Kontaktbeschränkungen auch für Eheschließungen gelockert werden, rechnet die Standesbeamtin damit, dass viele Verlobte nicht mehr lange warten wollen. Die Hochzeit würde nicht mehr monatelang, sondern innerhalb weniger Wochen geplant. Dann könnte es für die Paare hektisch werden.
Eines steht jedoch fest – auch „sich trauen“ in „Corona-Zeiten“ kann einzigartig und für das Brautpaar wunderschön werden.