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04.06.2025

Gevelsberger Grundschulrat: Alles andere als ein Kinderspiel

Gevelsberger Grundschulrat: Alles andere als ein Kinderspiel

Was ist der Unterschied zwischen einer „normalen“ Ratssitzung in Gevelsberg und der Tagung des Grundschulrates? Richtig! Wenn Kinder Politik machen, kommt das Fernsehen, ist die Presseloge voll und die Zuschauertribüne gut besetzt. So viel Aufmerksamkeit wünscht sich der eine oder andere Vertreter der „großen Politik“. Paulina und Lennart Schüngel – die ersten Kinderbürgermeister von Gevelsberg - kann das Interesse an ihrer Arbeit nicht nervös machen. Souverän brachten die beiden die Sitzung über die Runden.

Der Grundschulrat mit den beiden Kinder-Bürgermeistern, Claus Jacobi und Protokollführerin Frau Stommel Klaus Bröking
Der Grundschulrat mit den beiden Kinder-Bürgermeistern, Claus Jacobi und Protokollführerin Frau Stommel
Klaus Bröking

Dabei ist es kein Kinderspiel, was im Ratssaal stattfindet. Es geht um die großen Anliegen der Kleinen - Paulina und Lennart nehmen ihr Amt sehr ernst. Einige Tage vor ihrer Premiere hatten die beiden dem Gevelsberger Rat über die Schultern geschaut, von der Zuschauergalerie aus. Jetzt sitzen sie auf dem Podest im Saal, dort wo die einflussreichsten Vertreter der Kommune sonst Platz nehmen. Links neben ihnen Bürgermeister Claus Jacobi, rechts die Protokollführerin.

Keine Frage: Es sind mehr Erwachsene als Kinder bei der Premiere im Ratssaal. Das hat aber auch einen Grund. Die Fachbereichs- und Abteilungsleiter sind diejenigen in der Stadtverwaltung, die das umsetzen müssen, was die Politiker beschlossen haben.

Der Bürgermeister hat das Wort. Klaus Bröking
Der Bürgermeister hat das Wort.
Klaus Bröking

Und dann ging es los, wie auch sonst in einer Ratssitzung. Zuerst gratulierten die Kinderbürgermeister den gewählten Vertretern, die in den letzten Tagen Geburtstag hatten. Der Rat der Kinder besteht aus je zwei gewählten Interessenvertretern aller Gevelsberger Grundschulen, hat also zehn Mitglieder. Weiter geht’s mit Mitteilungen. Die beiden Kinderbürgermeister informieren über die Jugendeinrichtungen, die nun in den Katakomben am Ennepebogen eine Heimat gefunden haben. Weiter geht es mit der Stadtplanung: „Wir als Grundschulrat haben ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Spielplatzes an der neuen Fußgängerzone. Genauso ist es bei der Erweiterung des Freizeitangebotes am Berger See.“

Fast alle Fachbereichs- und Abteilungsleiter der Stadt Gevelsberg waren zu der außergewöhnlichen Ratssitzung gekommen. Sie müssen umsetzen, was die Politik beschließt.
Fast alle Fachbereichs- und Abteilungsleiter der Stadt Gevelsberg waren zu der außergewöhnlichen Ratssitzung gekommen. Sie müssen umsetzen, was die Politik beschließt.

Ab und zu geht noch ein hilfesuchender Blick in Richtung des „Profis“ Claus Jacobi. Dabei geht es aber nicht um seine Meinung, sondern um Formalien, die auch der Grundschulrat einhalten will.

Von so viel Selbstbewusstsein sind auch Johanna und Flo beeindruckt. Die beiden vertreten das Jugendforum für Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren. Das Forum hat zum Beispiel durchgesetzt, dass Schilder an den Ortseingängen von Gevelsberg darauf hinweisen, dass Fremdenhass und Gewalt hier keinen Platz haben. Daneben sei eine Diskussionsrunde mit Bundestagsabgeordneten durchgeführt worden. „Kann man das nicht wiederholen?“, fragt ein Mitglied des Grundschulrates. Es besteht also auch Interesse an der „großen“ Politik.

In vielen Punkten herrscht Einstimmigkeit. Im großen Rat ist das nicht anders. Klaus Bröking
In vielen Punkten herrscht Einstimmigkeit. Im großen Rat ist das nicht anders.
Klaus Bröking

Dann geht es an die praktische Arbeit. Wie soll der Kinderbriefkasten am Rathaus aussehen? Drei Modelle stehen zur Wahl. Der Rat entscheidet sich für eine eher geschwungene Version. Bei der Bemalung setzt sich ein Entwurf durch, der großflächiger, bunter und auffälliger ist als die beiden Alternativen. Aber, es kommt auch auf den Inhalt an. „Ich werde mir jeden Brief persönlich ansehen“, verspricht Bürgermeister Claus Jacobi.

Einstimmig wird die Gründung von Müll-Sammel-AGs an den Grundschulen beschlossen. Da werden die Mitglieder des Rates sicher noch einige Überzeugungsarbeit bei ihren Altersgenossen leisten müssen. Man macht es sich nicht leicht als Abgeordneter. Am Ennepebogen soll ein Platz der Kinderrechte entstehen. „Aber nicht nur Schilder, Kinder mögen Schilder nicht“, kommt die Mahnung aus dem Plenum an die zuständigen Fachbereichsleiter.

Die Abgesandten der Grundschulen sind die Ersten, die den Plan für einen neuen Spielplatz „Am Kotten“ sehen. Zu den Spielgeräten hat die Verwaltung immer eine Alternative aufgezeigt. Diskutiert wird nicht lange, man ist sich einig. Spielhaus mit Sandbaustelle, Parcours und Seilbahn finden das größte Interesse.

Zum Abschluss der Sitzung lud die Seniorenbeauftragte der Stadt, Daniela Alze, die Schüler zum Besuch des Dorfs am Hagebölling ein: „Dort leben Menschen, die noch älter als eure Großeltern sind. Und mit denen wollen wir uns unterhalten, wie ihr Schulalltag damals war und wie Eurer heute ist.“ Das spannende Ende einer Sitzung, von der nicht nur Bürgermeister Claus Jacobi begeistert war. „Das war wirklich ganz prima von euch.“ Dann bis zum nächsten Mal.