City-Oase: Schmackhaftes für Insekten und Zweibeiner - Probieren erlaubt
City-Oase: Schmackhaftes für Insekten und Zweibeiner - Probieren erlaubt
Kaum eröffnet, ist die Oase bereits einer der meistbesuchten Punkte in Gevelsberg. Der Park an der Ecke Nordstraße/Mittelstraße, den die Familie Baltin gestiftet hat, zieht nicht nur die zweibeinigen Besucher an. Wer etwas näher an die vier Hochbeete tritt, der wird sie sehen und auch hören: Unzählige Wildbienen und bereits einige Schmetterlinge die sich nehmen, was für sie vorgesehen ist.Wer ein paar Minuten eine Pause beim Einkaufsbummel durch die Stadt einlegt, der wird zwei Philosophien entdecken, die zu einer Entdeckungsreise einladen. Und damit wird es spannend. In den beiden von der Mittelstraße aus gesehenen hinteren Hochbeeten hat die Gevelsberger Naturgarten-Planerin Constanze Gouveia Wohlfahrt ein reichhaltiges Buffet für Wildbienen und Schmetterlinge angerichtet. Die vorderen beiden Beete haben die Technischen Betriebe der Stadt Gevelsberg für die zweibeinigen Gäste vorbereitet. Insgesamt zwölf unterschiedliche Küchenkräuter sind hier angepflanzt worden.
Die Kräuterbeete
Allein vier verschiedene Sorten Minze sind in den beiden Kräuterbeeten vertreten und zeigen die Vielfalt dieser Gattung. Es gibt Petersilie, aber auch solche überraschenden Arten wie Schnittlauch-Knoblauch und Zitronen-Thymian. Wer sie nicht kennt: Abschneiden, zwischen den Fingern reiben und probieren oder einige Stängel mit nach Hause nehmen ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Der Duft verrät schon viel über die Kräuter. Alle Pflanzen sind aber auch mit kleinen Schildchen versehen, auf denen der Name der Pflanzen steht. Blätter und auch Blüten seien das ganze Jahr genießbar.
Die Gärtnerinnen und Gärtner der Technischen Betriebe haben eine Menge Arbeit und viele Ideen in die Bepflanzung investiert. Eine von ihnen ist die Gärntermeisterin Sandra Lindner: „Wir wollen die Reise in die Welt der Kräuter allen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt anbieten. Deshalb sollen keine Pflanzen herausgerissen oder bis zu den Wurzeln abgeschnitten werden. Auch Müll oder Zigarettenkippen haben nichts in den Kübeln verloren,“ sagt sie. Eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Während Sandra Lindner das sagt, kommt eine ältere Frau vorbei, die in der Nähe wohnt: „Sind Sie dafür verantwortlich?“, fragt die Dame und fügt hinzu: „Ich wollte mich nur dafür bedanken: Für den Park und auch, dass Sie an Bänke gedacht haben.“
Die Insekten-Beete
Constanze Gouveia Wohlfahrt hat sich längst über die Grenzen Gevelsbergs einen Namen als Planerin für Naturgärten gemacht. Matthias Sprenger, Umweltbeauftragter der Stadt Gevelsberg, hatte sie gebeten, zwei Hochbeete für Insekten zu gestalten, was sie gern gemacht hat. Und dabei hatte die Expertin für heimische Pflanzen und lebendige Tiefflieger fleißige Helfer zur Seite. Die Kommunionkinder des Jahrgangs 2024 der katholischen Gemeinde St. Engelbert hatten Sprenger nämlich gefragt, wo in Gevelsberg sie etwas für die Natur tun könnten.
Wohlfahrt hat 16 verschiedene Pflanzenarten ausgesucht: „Elf davon können zum Beispiel problemlos in Balkonkästen gezogen werden. Man braucht keinen großen Garten, um etwas für Mutter Natur zu tun. Zwei Arten stehen auf der Roten Liste und sind damit vom Aussterben bedroht“, so die Naturgärtnerin.
Bei der offiziellen Eröffnung des Ruhe-Oase am 23. Juli erfreuten sich bereits zahlreiche Gevelsbergerinnen und Gevelsberger über das Fleckchen Auszeit. Auch Bürgermeister Claus Jacobi ist stolz über den neu geschaffenen natürlichen Lebensraum heimischer Insekten mitten in der Innenstadt. Die insekten- und naturfreundliche Bepflanzung der Hochbeete ist ein wichtiger Schritt, um die Biodervisität in urbanen Räumen zu fördern. Durch die Auswahl an heimischen Pflanzen, wurde für teilweise bedrohte Insektenarten neuer Nahrungs- und Lebensraum geschaffen, so der Bürgermeister.
Auf Tafeln an den Hochbeeten ist mehr über die Insekten zu erfahren. Zum Beispiel, dass von den 3700 Schmetterlingsarten nur 190 bunt in der Sommersonne flattern. Die anderen gehen fast farblos im Schutz der Nacht auf Nahrungssuche. Und wer sich darüber wundert, dass vertrocknetes Holz von Brombeeren im Boden steckt: Verschiedene Insekten bohren Löcher hinein, um die Brut abzulegen.
Manche Zahlen sind aber auch erschreckend. Von den 600 Wildbienen-Arten in Deutschland sind die Hälfte vom Aussterben bedroht. Sie zu retten, hat sich Constanze Gouveia Wohlfahrt auf die Fahne geschrieben.
Die Hochbeete
Die Hochbeete sind „Made in Gevelsberg“. Sie wurden von dem Unternehmen „Kantmänner“ gefertigt. „Integriert ist eine Wasserversorgung, deren Reservoir durch die Regenfälle automatisch wieder aufgefüllt wird“, so Gärtnermeisterin Sandra Lindner. Und ihre Chefin - Ursula Schöneweiß, 2. Betriebsleiterin der Technischen Betriebe–, hat die Vorteile bereits gespürt: „Wir mussten nicht ein einziges Mal in den Park kommen, um die Pflanzen zu bewässern.“ Und das bei einigen Tagen mit Rekordtemperaturen. Und auch „ertrinken“ können die Pflanzen nicht. Vorher wird das überschüssige Wasser abgeleitet.
Die Gestaltung und die Bepflanzung des Parks wurde von den Technischen Betrieben eng mit der Familie Baltin abgesprochen, die die Oase an der Mittelstraße sozusagen ihren Mitbürgern geschenkt hat.
Stellvertretend für die Gevelsberger und Besucher dankt Bürgermeister Claus Jacobi Constanze Gouveia Wohlfahrt für die Einbringung ihrer langjährigen Erfahrung und ihrer Unterstützung und Expertise für diese kleine Ruhe-Oase inmitten der Innenstadt. Und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Technischen Betriebe haben ihre Sache sehr gut gemacht. Das Ergebnis ist ein Mehrwert für Mensch, Insekt und Natur.