Sprungziele
Seiteninhalt
11.11.2021

Schüler zeigen ihr Gesicht gegen Rassismus im Rathaus: »Kopf einschalten!«

„Gesicht zeigen gegen Rassismus“ – Mädchen und Jungen von drei Gevelsberger Schulen haben das wörtlich genommen. Sie zeigen Gesicht – ihr Gesicht. Das Ergebnis einer ungewöhnlichen Kunstaktion ist im Rathaus zu sehen.

Die Bilder, die in der Realschule, Hauptschule und Ferdinand-Hasenclever-Schule in den vergangenen Wochen entstanden, sind Selbstportraits. Basis ist jedes Mal ein Foto. Das wird auf eine Wand projiziert. Die Schülerinnen und Schüler schneiden mit einem Skalpell die Konturen ihres Kopfes aus. Das ist noch einfach. Dann kommt ein zweiter Karton, aus dem Augen, Mund, Nase, Frisur und charakteristische Einzelheiten im Gesicht freigelegt werden. Das ist konzentrierte Kleinarbeit mit vielen Details. Die Schablonen sind die Grundlagen für drei Farbschichten, die später auf eine Leinwand gesprüht werden.

Das Wichtigste ist allerdings eine Plakattafel, die auf jedem „Streetart“-Bild mit einer persönlichen Botschaft der Jugendlichen beschriftet wird. „Kopf einschalten – Rassismus ausschalten!“, sei ein Beispiel dafür, erklärt Jamie-Lee, Schülerin der Hauptschule. „Wir haben im Internet nach Sprüchen gesucht“, berichtet Jaramy. Einige Zitate haben die Jugendlichen umformuliert: „Die waren zu politisch.“ Was sie damit meinen: „Sie waren nicht auf Anhieb verständlich.“

Rassismus ist für die Schüler keine Theorie: „Wir erleben es auch in Gevelsberg, wenn wir mit Freunden mit einer dunkleren Hautfarbe zusammen sind“, stellt Jamie-Lee nüchtern fest. Dann fallen solche Worte wie „Nigger“. Selbst Kinder würden beleidigt. „Wir müssen den Menschen die Augen öffnen“, meinen Jaramy und Jamie-Lee. Das sieht auch Cihan Ipek so, Mitarbeiter für Integration und Inklusion an der Gevelsberger Hauptschule: „Das Projekt setzt ein Zeichen für Toleranz und Sensibilität gegen den Rassismus. Und deshalb bin ich begeistert davon.“ Man merkt an diesen Worten, an der Gemeinschaftshauptschule wird das selbst gewählte Motto mit Leben erfüllt: „Wir gehen zusammen: Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.

Diese Einstellung zu fördern war das Ziel von Nora Nörenberg, Leiterin des Projekts „Jugend stärken im Quartier“ in Gevelsberg. Sie und zwei weitere Projektmitarbeiterinnen von der AWO EN haben zusammen mit dem Kunstpädagogen Martin Domagala aus Essen diese eindrucksvolle Aktion an den drei Gevelsberger Schulen initiiert. Insgesamt nehmen 24 Mädchen und Jungen an dem Projekt teil.

Die Bilder sind am Samstag, dem 13. November, von 10 bis 16 Uhr, im Foyer des Gevelsberger Rathauses zu sehen. Bürgermeister Claus Jacobi würdigt die Arbeiten der Kurzteilnehmer um 12 Uhr mit einer Eröffnungsrede. Und vielleicht werden die Bilder noch einmal an anderer Stelle zu sehen sein. Zu wünschen wäre es.

Mehr zu dem Künstler und Kunstpädagogen Martin Domagala, der das Projekt durchgeführt hat, im Internet unter der Adresse www.martindomagala.de.

Weitere Veranstaltungen der „13. Gevelsberger Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“, in deren Rahmen die Ausstellung „Gesicht gegen Rassismus“ stattfindet, im Überblick:

Samstag, 13. November, 15 Uhr: „Sport gegen Gewalt“ in der Aula der Städtischen Realschule Alte Geer.

Samstag, 13. November, 20 Uhr: „TV Smith“ und Support im Kuckucksnest, Hochstraße.

Samstag, 13. November, 20 Uhr: Irith Gabriely „Queen of Klezmer“ mit Colalaila im Zentrum für Kirche und Kultur, Südstraße.

Sonntag, 14. November, 10 bis 16 Uhr: Ausstellung zum Neofaschismus im ehemaligen Rupprecht-Kaufhaus. Ab 13 Uhr Gedenkveranstaltung zum 83. Jahrestag der November-Pogrome 1938.

Während der Aktionswoche bietet die Stadtbücherei an der Wittener Straße einen Büchertisch mit Materialen zum Thema Zivilcourage und rechte Gewalt an. Die Realschule Alte Geer präsentiert im Internet auf der Seite www.rs-gevelsberg.de eine digitale Ausstellung zum Thema Zivilcourage.

Sonja Dehn vom Antifaschistischen Arbeitskreis bietet einen „Statt-Rundgang“ durch Gevelsberg an. Die Leiden der Kriegsgefangenen, die Verfolgung und die Kriegshandlungen in der Stadt sind die Themen. Terminabsprachen unter der Handy-Nummer 0 176/800 27 253.

Daneben gibt es noch ein umfangreiches Programm für und in den Schulen von Gevelsberg.