Sprungziele
Seiteninhalt
25.11.2021

Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

Nebenwirkung Gewalt gegen Frauen - Die Gewaltbereitschaft von Männern steigt während der Pandemie

Am internationalen Tag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen schaut der Runde Tisch gegen Gewalt an Frauen und Häusliche Gewalt im Ennepe-Ruhr-Kreis in diesem Jahr besonders darauf, welche Auswirkungen die Pandemie auf das Ausmaß und die Formen von Gewalt hat. Wir erleben gerade einen großen Unterschied zwischen den offiziellen Statistiken und den dramatischen Berichten gewaltbetroffener Frauen weiß Andrea Stolte, Leiterin der GESINE Frauenberatung. In Übereinstimmung mit jüngsten bundesweiten Studienergebnissen, berichten Frauen auch im Ennepe-Ruhr Kreis von einer Zunahme gewalttätiger Übergriffe und aggressiven Verhaltens durch ihre Partner. Hierbei komme es nicht nur häufiger zu Übergriffen, auch die Schwere der Gewalt nimmt deutlich zu. Das zeigt sich so nicht unbedingt in der Zahl der Strafanzeigen oder Gerichtsverfahren. So nahmen diese bundesweit im Jahr 2020 um 4,9% zu, während die Anrufe beim Hilfetelefon im gleichen Zeitraum um 15% stiegen. „Viele Frauen versuchen in der Krise, trotz schwerer Gewalt oder häufiger Wutausbrüche des Partners, die Familie zusammenzuhalten. Familien – und hier vor allem Frauen - sind auch zunehmend isoliert und sehen kaum Wege, ihre Situation zu verändern “, so Christina Schulz, Mitarbeiterin der Frauenberatung.

Auch in anderen Bereichen ist eine deutliche Zunahme von Gewalt gegen Frauen zu verzeichnen. Ob in sozialen Netzwerken, Clubs oder am Arbeitsplatz. Gewaltbereite Männer steigern die Häufigkeit und Intensität ihrer Übergriffe auf Frauen aber auch auf Kinder. Die Fälle von Kinderpornographie und andere Formen pädokriminellen Verhaltens steigen und durch den hohen Ermittlungsdruck zeigt sich diese Steigerung auch in den offiziellen Statistiken.

Was also tun? 5 Jahre nach Inkrafttreten der Istanbul Konvention – dem Übereinkommen des Europarates zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Häusliche Gewalt hat der Runde Tisch „Gewalt gegen Frauen“ eine Bürgerbefragung durchgeführt. Fast 1.100 Menschen haben sich daran beteiligt und dabei mitgeteilt, wo es ihrer Meinung nach lang gehen soll. Der Psychologe Stephan Jansen von GESINE Intervention wertet die Daten derzeit aus und stellt überrascht fest: „Über die Hälfte der Befragten kennt eine gewaltbetroffene Frau. Aber viele wissen nicht, an wen sie sich wenden können. Andere kennen einzelne Angebote, halten das Unterstützungssystem aber für unzureichend“. Zu wenig Frauenhausplätze sind seit Jahren ein Problem, sagt Marion Steffens, Geschäftsführerin von GESINE Intervention – unter diesem Dach hat der gemeinnützige Verein Frauen helfen Frauen EN e.V. seine Organisationen zur Gewaltprävention und zur Unterstützung der Opfer zusammengeführt. Ihre Kollegin Andrea Stolte ergänzt, „auch im Beratungsbereich sind die Ressourcen knapp. Die Beratungszahlen steigen und der Unterstützungsbedarf der einzelnen Frauen ist zeitgleich mit der Pandemie gewachsen. „Wir merken, dass die psychischen Belastungen - auch jenseits körperlicher Gewalt – zunehmen“, so Andrea Stolte. Hinzu kommen 240 polizeiliche Faxe von akuter Häuslicher Gewalt allein bis Ende Oktober. Damit sind die Kapazitätsgrenzen der Frauenberatung überschritten. Die Landesregierung hat angekündigt, hier Entlastung zu schaffen. 

Die Bürgerinnen und Bürger aber wollen mehr. So müsste zum Beispiel die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt werden. Wo fängt Gewalt an? Welche Warnsignale deuten auf erhöhte Gefahr hin? Was kann ich tun, wenn eine Frau in meinem Bekanntenkreis oder untern meinen Kolleginnen von Gewalt durch den Partner betroffen ist. Welche Hilfe gibt es nach einem sexuellen Übergriff und wo? Soll ich einen gewalttätigen Mann aus meinem Bekanntenkreis direkt ansprechen?

Fragen, auf die GESINE Intervention mit dem Frauenhaus, der Frauenberatung und TONI, dem Angebot für gewaltaktive Männer und Frauen spezialisiert ist. Aber auch andere Stellen im Ennepe-Ruhr Kreis werden mit solchen Fragen konfrontiert. Die Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen, der Opferschutz der Polizei, Beratungseinrichtungen wir ProFamilia oder die Familienberatungsstellen. Sie alle und viele andere mehr sind aktive Mitglieder des Runden Tisches gegen Gewalt an Frauen. Der Runde Tisch wird sich die Ergebnisse der Befragung sehr genau ansehen, versichert Christel Hofschröer, Geschäftsführerin des Runden Tisches. Wir werden die Ergebnisse zu Beginn des nächsten Jahres im Rahmen einer großen Veranstaltung mit Politik, Fachkräften und Öffentlichkeit diskutieren und dann die konkrete Umsetzung vorantreiben. Mit dieser fangen wir jetzt schon an, bestätigt Marion Steffens. Mit einer Social Media Aktion wird GESINE gemeinsam mit vielen anderen die Bürgerinnen und Bürger des EN Kreises und darüber hinaus auf den non verbalen Hilferuf bei Gewalt aufmerksam machen. Gerade bei sozialer Isolation und gleichzeitiger Gefahr, zählt jede Geste, um auf die Notsituation aufmerksam zu machen.

Machen Sie mit! Sie finden den kurzen Erklär-Post auch auf der GESINE Website www.gesine-intervention.de

Unterstützung bei Häuslicher und sexueller Gewalt für Frauen (und Männer) im Ennepe-Ruhr Kreis
Frauenhaus: 023 39 - 62 92

Frauenberatung.EN: 023 36 - 475 90 91/ 023 02 – 5 25 96/ 023 24 - 38 09 30 50/ 023 30 – 611 111

Opferschutz der Polizei: 023 36 – 81 98 21 und 02 34 – 9 09 40 59

TONI-TatOrientierte Nachhaltige Intervention: 023 36 – 475 90 94

Weißer Ring: 023 33 – 60 90 60

Polizei-Notruf:110