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26.01.2021

Claus Jacobi: "Ich lade die Gevelsberger ein, beim Vendômer Platz mitzubauen"

Claus Jacobi: "Ich lade die Gevelsberger ein, beim Vendômer Platz mitzubauen" 

Mit der neuen Feuerwache am Haufer Bahnhof und dem komplett modernisierten Freibad am Viadukt im Stefansbachtal werden zwei Großprojekte im neuen Jahr vollendet. Gevelsbergs Weg in die Zukunft geht aber noch weiter. Darüber sprach Bürgermeister Claus Jacobi mit dem Gevelsberger Journalisten Klaus Bröking im zweiten Teil des Ausblicks auf 2021.

Frage: Die Gevelsberger haben das neue Kaufland-Haus im Herzen der Stadt gut angenommen. Jetzt kann doch eigentlich mit der Umgestaltung des Vendômer Platzes begonnen werden? Kaufland hatte ja nur gebeten, über die Adventszeit die Bauarbeiten ruhen zu lassen.

Claus Jacobi: Natürlich, im März geht es los. Die Bauarbeiten werden uns das ganze Jahr 2021 begleiten und auch noch bis ins nächste Jahr andauern. Wir wollen eine Begegnungsstätte für die Menschen unter freiem Himmel mit einem hohen Aufenthaltswert schaffen, einer Menge Grün, Ruheplätzen und Wasserspielen. Was die Planer da zu Papier gebracht haben, das strahlt mediterranes Flair aus. Die Menschen werden auch mehr Platz haben, da die Zufahrt ab der Polizeiwache für Autos gesperrt wird.

Wie kommen die Anwohner dann zu ihren Häusern an der Fußgängerzone? Sind die Hinterhöfe noch erreichbar?

Natürlich. Es wird eine Fahrspur hinter dem Fußgängertunnel von der Wasserstraße aus geben. Die Zufahrt wird – wie auch der gesamte Vendômer Platz – gepflastert, so dass sie eher unauffällig ist.

Und was ist mit dem Café, das die Gevelsberger nach dem Umbau von Kaufland so vermissen?

Da sind wir in diesen Tagen in erfolgversprechenden Gesprächen. Aber, ein Café ist nicht alles. Unser Ziel ist es, mehr Leben als je zuvor auf den Vendômer Platz zu bringen. Wir geben den Markthändlern optimale Bedingungen mit Anschlussmöglichkeiten für die Strom- und Wasserversorgung im Boden. Das wird auch dem Feierabendmarkt zu Gute kommen und ihn beleben. Wir schaffen die Voraussetzung, dass unkompliziert eine Bühne für Veranstaltungen aufgebaut werden kann. Sie werden es nicht glauben: Sogar an eine Hülse für einen Weihnachtsbaum ist bei den Planungen gedacht worden. ProCity hat sich dafür stark gemacht. Da könnte aber auch zum Beispiel ein Maibaum stehen. Ich lade jede Gevelsbergerin, jeden Gevelsberger dazu ein, beim neuen Vendômer Platz mitzubauen und Ideen einzureichen, was hier alles zur Belebung der Innenstadt eine Heimat finden soll.

Bagger sehe ich aber auch an der Fever- und an der Teichstraße.

Richtig, da wird etwas für unsere Kinder getan. Einen Steinwurf vom Stefansbachtal entfernt entsteht der neue Kindergarten St. Nikolaus. Wir wollten eigentlich am Nikolaustag groß die Grundsteinlegung feiern. Da hat Corona uns aber einen Strich durch gemacht. Dadurch ist das Projekt nicht so ins Blickfeld gerückt, wie wir uns das eigentlich vorgestellt haben. Genauso ist es mit der neuen Heimat für die Offene Ganztagsschule in der Teichstraße. Es ist kein Geheimnis, dass wir die Kapazitäten im Bereich der Grundschule Pestalozzi dringend ausbauen mussten. Der Platz ist dort nun einmal sehr begrenzt. Damit wird es bald vorbei sein. Wir wollten keine halben Sachen machen. Das neue Gebäude wird Platz für rund 300 Mädchen und Jungen bieten. Damit können wir den Bedarf, den die Eltern angemeldet haben, endlich abdecken. Uns war es immer wichtig, die Räume für ein pädagogisch hochwertiges Angebot zu schaffen und nicht die Kinder einfach nur verwahren zu lassen.

Und dann gibt es noch die Baustelle Rupprecht-Haus, die Mitte der Stadt, wie sie es nennen. Wie geht es damit weiter?

Ehrlich gesagt: Ich würde mich schwer dabei tun, für die Entwicklung des Rupprecht-Hauses eine Bürgerbeteiligung lediglich per Video-Chat durchzuführen. Anders wäre es in Corona-Zeiten nicht möglich. Die neue Gestaltung des alten Kaufhauses ist so eine zentrale Frage für die Entwicklung der Stadt, dass ich sie mit den Bürgern gern Auge in Auge diskutieren würde. Die Gevelsberger sollen Einfluss nehmen, ihre Vorstellungen selbst formulieren. Sie haben das Recht, selbst mit den Architekten zu diskutieren und nicht nur ihr Bürgermeister. Deshalb würde ich gerne abwarten, bis die Pandemie es erlaubt, sich an eine größere Öffentlichkeit zu wenden. Hoffentlich ist dieser Zeitpunkt bald abzusehen.

Ist denn nicht schon der Einzug von Stadtbücherei und Städtischer Musikschule in das ehemalige Rupprecht-Haus gesetzt?

Das sehen sie richtig. Die Corona-Zeiten führen uns brutal vor, wie schnell diese beiden Einrichtungen in Gevelsberg durch die Enge an ihre Grenzen stoßen. Der notwendige Abstand ist für die Menschen in den alten Gebäuden einfach nicht einzuhalten. Die Mitarbeiter der Musikschule und der Stadtbücherei haben eine Menge Phantasie aufgebracht, um trotzdem noch ihre Aufgabe zu erfüllen. Das Buch und die Musik erleichtern es, zu Hause zu bleiben, wenn es notwendig ist. Und auch wenn die Pandemie hoffentlich bald der Vergangenheit angehört: Behinderte Menschen müssen die Möglichkeit haben, die Angebote von Bücherei und Musikschule barrierelos zu nutzen.

Wenn also feststeht, wer einziehen wird, gibt es denn da noch etwas mit den Bürgern zu diskutieren?

Das Rupprecht-Haus hat mit dem Vendômer Platz eine Gemeinsamkeit: Es soll eine Stätte der Begegnung werden. Die Menschen sollen die Gelegenheit haben, ins Gespräch zu kommen. Und das ist doch die zentrale Frage: Wie schaffen wir das? Brauchen wir ein Café? Oder ein ganz anderes gastronomisches Angebot? Wollen wir Sitzecken zur Verfügung stellen? Können wir für Studenten optimale digitale Möglichkeiten schaffen, um einen Studientag auch in Gevelsberg zu verbringen und nicht zur Uni fahren zu müssen? Wie können wir ihnen helfen, dabei nicht zu vereinsamen? Soll die Fassade transparent gestaltet werden oder gibt es andere Vorstellungen? Das sind doch nur einige der Fragen, deren Antworten die eigentlichen Weichen für die Zukunft des Gebäudekomplexes stellen. Und diese Fragen sollen die Bürger mit allen an dem Projekt Beteiligten diskutieren und natürlich auch ihre eigenen Vorstellungen einbringen.

Bleiben wir noch kurz bei der Bürgerbeteiligung. Dazu gehörte für mich immer der Neujahrsempfang, bei dem schließlich auch die Pflöcke für die Leitlinien der Politik in den bevorstehenden Monaten eingeschlagen wurden. Fehlt Ihnen die Veranstaltung so wie mir?

Glauben Sie mir: Er fehlt mir sicherlich noch mehr als Ihnen. Einen klassischen Jahresempfang wird es aber 2021 nicht geben. Das erlaubt die Pandemie nicht. Wir überlegen aber in der Stadtverwaltung, einen Sommerempfang sozusagen „open air“ zu gestalten.

Nicht nur Baustellen bestimmen das Jahr 2021 in Gevelsberg. Der Umweltschutz nimmt einen großen Platz ein. Über die Natur, neue Möglichkeiten für Radfahrer und den klimagerechten Umbau des Stadtwaldes spricht Bürgermeister Claus Jacobi im dritten Teil des Ausblicks auf Gevelsberg im Jahr 2021.