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11.05.2021

Christel Hofschröer - Die Lobbyistin der Gevelsberger Frauen

Christel Hofschröer – Die Lobbyistin der Gevelsberger Frauen

Es sind eigentlich drei Jobs, die Christel Hofschröer ausfüllt: „Ich sehe mich als Anlaufstelle, Lotsin und Gestalterin von Veränderungsprozessen“, sagt sie. Offiziell nennt sich das: Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gevelsberg. Oder einfacher ausgedrückt: Christel Hofschröer ist die Lobbyistin der Frauen in Gevelsberg – auch in Corona-Zeiten und trotz Pandemie.

Zusätzlich hat Hofschröer mit ihren drei Jobs noch eine doppelte Zielgruppe. Einmal ist sie dafür verantwortlich, dass Frauen in der Gevelsberger Stadtverwaltung dieselben Chancen wie ihre Kollegen haben. In dieser Beziehung hat sich seit 2007 – solange setzt sich Hofschröer hauptberuflich für Frauen ein – einiges geändert: „Heute ist es überhaupt schwierig, gute Leute für die freiwerdenden Stellen zu bekommen. Da spielt das Geschlecht beim Berufseinstieg bei uns in der Verwaltung nicht mehr die Rolle. Die Herausforderung beginnt mit der Familienphase oder wenn Angehörige zusätzlich gepflegt werden. Dann sind es meistens die Frauen, die beruflich zurückstecken, auf Einkommen und Altersvorsorge verzichten und sich Karrieren unterschiedlich entwickeln. Die Stadt Gevelsberg fährt deswegen eine besondere Strategie: Als „familienbewusste Arbeitgeberin“ setzt sie auf familienfreundliche Arbeitszeiten, Homeoffice und Führung in Teilzeit, damit alle zum Zuge kommen, Frauen wie Männer. Das strategische Konzept für mehr Fairness im Lebensverlauf findet sich im verbindlichen Gleichstellungsplan für die Stadt Gevelsberg, den Hofschröer maßgeblich zu verantworten hat.

Zusätzlich ist Hofschröer aber auch die Lobbyistin für die Frauen in Gevelsberg allgemein. Und da haben sich die Probleme im Laufe der Jahre wenig verändert. „Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor ein Riesenthema und die Angriffsflächen sind eher noch breiter geworden. Neben Partnerschaftsgewalt, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und alltäglicher Herabwürdigung spielt Gewalt in den sozialen Medien eine zunehmende Rolle.“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.

Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und zeitgleich oder später noch Angehörige zu unterstützen bleibt eine zentrale Herausforderung im Alltag vieler Familien. Das merkt eine Mutter, wenn sie ihre Karriere nach der Elternzeit fortsetzen möchte. Das merkt auch der Mann, wenn er den Wunsch hat, sich mehr um die Familie zu kümmern. Immer noch übernehmen Frauen anderthalbmal so viel unbezahlte Arbeit zuhause wie ihre Männer, weil der Partner wie selbstverständlich mehr Geld für dieselbe Arbeit bekommt und jeder Cent in der Haushaltskasse zählt. Solche Probleme, so befürchten nicht nur die Frauen, können sich durch die Pandemie noch verstärken.
Was sich allerdings im Laufe der Jahre geändert hat, ist das Angebot an Unterstützungen. In den 14 Jahren im Amt hat Christel Hofschröer mit anderen an einem dichten Netzwerk gestrickt, das sich für die Belange der Frauen einsetzt. „Wir haben uns immer wieder gefragt: Wo fehlt was? Wo müssen wir etwas entwickeln?“ Das Angebot ist groß geworden. Und es gibt die Kontaktbörsen. Im „Café in der Alten Johanneskirche“ wird über den Wiedereinstieg in den Beruf nicht nur diskutiert. Es gibt persönliche Beratungen, übrigens auch für Männer. Im „Bunten Salon“ sind Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Vordenkerinnen zu Gast – auch während der Pandemie in digitalen Formaten. Auch in der Pandemie ist das Netz an Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen nicht gerissen.

Als Wegweiser in besonderen Zeiten wurde von Fachfrauen im Netzwerk W(iedereinstieg) EN im Internet das Portal “Familien Navi“ geschaffen. Dort gibt es Informationen für Alleinerziehende und Familien. Vorgestellt wird die Teilzeitausbildung als Chance für junge Mütter oder Pflegende genauso wie die Möglichkeiten zum Wiedereinstieg in die berufliche Karriere – ganz modern in einem Podcast. Gesammelt wurden Hilfestellungen zum Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderungen. Einen Wegweiser gibt es auch zur Unterstützung bei Gewalt in der Familie. Schwarz auf weiß gedruckt gibt es solche Informationen daneben im Familienkalender, der zum Beispiel im Rathaus und in der Stadtbücherei ausliegt - auch wenn die Veranstaltungstipps in Corona-Zeiten nicht immer aktuell sein können.

Und natürlich steht Christel Hofschröer den Frauen in Gevelsberg auch per Telefon zur Seite. Sie weiß, wer in welchem Fall maßgeschneidert weiterhelfen kann. Schließlich hat Hofschröer Gevelsberg auf dem Weg zur „familiengerechten Kommune“ begleitet und hält ein Auge darauf, dass die Stadt dieses Gütesiegel auch behält und den eigenen Anspruch erfüllt.